In Heimberg bei Thun realisiert die Frutiger Gruppe als Generalunternehmerin vier Wohnbauten gleich neben Migros und Bahnlinie. Die Neubauten orientieren sich dabei an den erst kürzlich erstellten Migros-Wohnbauten, und doch baut man anders. Warum, erklären uns Polier Daniel Schwander und Bauführer Dominic Meyes auf dem Baustellenrundgang.
TEXT: Anita Bucher FOTOS: zvg An zentraler Lage in Heimberg, entsteht die Überbauung Südmatte. Vier Baukörper mit insgesamt fast 100 Wohnungen (davon 30 im Eigentum) werden realisiert. Das Wohnhaus mit den Eigentumswohnungen wird mit acht Stockwerken das Höchste werden. Die drei zur Strasse zurückversetzten Bauten werden je fünf Stockwerke bekommen. Rund ein Jahr lang dauert der Rohbau von Tiefgarage und Wohnbauten. Bei meinem Besuch im März ist die Tiefgarage fast fertig, die vier Wohnbauten befinden sich auf unterschiedlichen Höhen. ≪Aber bald sind wir überall aus dem Boden raus≫, bestätigt mir Dominic Meyes in breitem Oberländer-Dialekt. Die vier Gebäude werden optisch genauso aussehen, wie zwei bereits bestehende, welche 2022 zusammen mit dem Neubau der Migros fertiggestellt wurden. Diesmal ist aber Generalunternehmerin Frutiger selbst Bauherrin.
Bauen auf 980 Mikropfählen Bereits Ende Oktober erfolgte der Baustart für die Erweiterung in der Südmatte. Rund ein Jahr lang wird der Rohbau der vier Baukörper dauern. Diese kommen auf rund 980 Mikropfählen zu stehen, die vorab im Boden versenkt werden mussten. ≪Während im hinteren Grundstuck noch gepfählt wurde, haben wir neben der Migros bereit mit dem Bau der Bodenplatte beginnen können≫, erklärt Meyes die etappierte Bauweise. Das Vorgehen macht auch dahingehend Sinn, dass auf dieser Seite des Grundstückes das grösste Gebäude (acht Stockwerke) erstellt wird.
Auch bei den bereits erstellten Wohnbauten war Frutiger die Baumeisterin. Können also die vier Neubauten nach dem gleichen Schema einfach ≪kopiert≫ werden? ≪Nein≫, erklärt mir der Bauführer. Es gibt schon einige Unterschiede. Angefangen beim eingesetzten Personal. Aus organisatorischen Gründen hatten sowohl der Polier als auch der zuständige Bauführer ausgewechselt werden müssen. Der Projektleiter sei jedoch derselbe. Aktuell habe die Frutiger 17 eigene Leute inkl. Polier (derzeit sogar 2 Poliere) und 8 Akkordanten auf Platz. Zwischen den Gebäudekörpern ist Lagerplatz rar. Mit pinker Farbe sind die Verkehrswege für die Fahrmischer und Lastwagen angezeichnet. Hier dürfen die Kranführer nichts deponieren. Der Ablad von Armierung, Beton, Steinen geht nur bei Kran 2. Wird Beton angeliefert, kann zudem nicht gleichzeitig Armierung gebracht werden.
Lesson learned aus der ersten Bau-Etappe Beim Ausbau der Südmatte könne man von den Erfahrungen aus dem Bau der ersten beiden Wohnbauten neben der Migros profitieren, erzählt Polier Daniel Schwander. So sei beispielsweise bei der Verwendung von Material und beim Bauablauf einiges umgestellt worden. ≪Wir mauern selbst≫, so Daniel Schwander. Das sei bei der ersten Etappe nicht gemacht worden. ≫ Zudem gab es eine Projektänderung wegen der Brüstungselemente. ≪Wir ziehen zuerst den Rohbau hoch, montieren dann die Fenster und erst danach versetzen wir die Balkon-Elemente.≫ Vormals seien die Brüstungen jeweils betoniert worden, was beim späteren Fenster-Einbau zu Problemen geführt habe.
Digitales Modell mit BIM Der Ausbau auf der Südmatte Heimberg ist ein BIM-Projekt. Für Bauführer Dominic Meyes und Polier Daniel Schwander ist es das erste Mal, dass sie ohne Papierpläne bauen. Beide zeigen sich begeistert von den digitalen Plänen. ≪Vor dem Baustellenstart hatten wir einen halben Tag Theorie-Schulung. Da wurde unter anderem geübt, wie man an einem Modell vermassen kann. Dann gab es nochmals einen halben Tag Praxis-Schulung auf Platz mit zwei Fachleuten von Trimble Connect≫, erzählt Dominic Meyes. Seither arbeitet die Baustellencrew selbständig mit den Planhäuschen und mit einigen Tablets, welche vor allem bei den Vorarbeitern im Einsatz sind. Dominic Meyes zeigt sich überzeugt: ≪BIM ist sehr praktisch, man sieht sofort alle Abhängigkeiten. Vorher haben wir mit einem Ingenieurs-Plan und einem Aussparungsplan gearbeitet, die musste man dann immer vergleichen. Mit digitalen Planen ist das viel einfacher. Man sieht die Abhängigkeiten sofort. Zudem kann man das Modell drehen und wenden, wie man will und sich alle Schnitte im Detail anschauen.≫ Weiter muss man keine Beton-Mengen berechnen, sondern kann die entsprechenden Zahlen und Beton-Nummern direkt aus dem Modell nehmen. Polier Daniel Schwander ist begeistert: ≪Ich möchte nur noch so bauen. Das ist die Zukunft.≫ Er arbeitet viel mit dem Planhäuschen. ≪Wenn wir das Modell bekommen, hat es keine Vermassung drin. Das mache ich, damit Vorarbeiter und Bauarbeiter entlastet werden und auch damit es sicher stimmt.≫ Im Modell könne er beliebig Linien abstecken: ≪Aber man muss schon den Kopf beieinanderhaben, damit es gut kommt.≫
Der einzige Nachteil bei BIM sei die IT-Abhängigkeit: ≪Gestern hatten wir einen Systemabsturz, der hat fast drei Stunden gedauert. Das ist dann blöd, aber im Grossen und Ganzen wissen wir ja, was wir zu tun haben, wenn wir beispielsweise am Decken schalen sind und können sowas gut überbrücken.≫
Jeden Monat ein Stockwerk Gearbeitet wird auf der Baustelle Heimberg in drei Gruppen: Davon macht eine Gruppe die Deckenschalung, zwei erstellen Wände. ≪Jetzt, da wir bald das ganze UG fertig haben, wollen wir den vier Gebäuden in einen Rhythmus kommen, damit wir das Material von Haus zu Haus weitergeben können zum Schalen≫, erklärt Dominic. Denn die Grundflachen und die Grundrisse der Wohnungen sind sich sehr ähnlich. Lediglich im EG gebe es noch ein paar Auskragungen, ab dem OG seien die Gebäude immer gleich. Dann wollen Polier und Bauführer pro Monat auf jedem Gebäude jeweils ein Stockwerk erstellen können, so lange bis der Rohbau im Oktober 2024 fertiggestellt ist.
WEITERE INFORMATIONEN: www.suedmatte.ch
«BIM ist keine Hexerei, da kommt man rein.» Daniel Schwander, Polier
Erweiterung Südmatte, Heimberg Baukörper: 4 Wohnungen: 99 Bauherr: Frutiger AG Realisierung (GU), Gümligen Bauleitung: Realisierung (GU) Bauzeit: 2023–2025 Rohbauzeit 10 Monate mit 14–16 Mann Total Fläche: 4065 m2 Total Konstruktionsbeton: 8288 m3 Total Bewehrung: 865 to. Total Wandschalung: 16'000 m2 Total Deckenschalung: 16'500 m2 Total Mauerwerk: 8'000 m2 Total Wohnungen: 99 (30 Eigentum, 69 Mietwohnungen)