Ziel des Zukunftstages war es für den Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) und Baukader Schweiz, den Mädchen die Baubranche näher zu bringen. Durchaus mit Erfolg, wie ein Augenschein zeigt.
Von Sébastian Lavoyer
Schwungvoll stösst Rahel Thoma ihre Schaufel in den Mörtel und verteilt diesen auf die bereitgestellten Wannen. «Es wird schmutzig werden heute Nachmittag, aber keine Sorge, ihr könnt die Hände nachher waschen», sagt sie zu den sechs Mädchen rund um sie. Für den Start in den Nachmittag des 14. Novembers unterstützt sie Fernando Huber, der erst gerade seine Lehre als Maurer abgeschlossen hat. Er führt die Mädchen ansonsten alleine durch den Zukunftstag.
Rahel Thoma hat vor knapp 15 Jahren selbst einen solchen Schnuppertag als Maurerin gemacht. Dass sie dann wirklich eine Lehre als Maurerin beginnen würde, hätte sie nach diesem Tag niemals gedacht. So geht es auch den Mädchen, die heute bei der Butti Bauunternehmung AG in Pfäffikon Bauluft schnuppern. Gefragt, ob sie sich eine Zukunft auf dem Bau vorstellen können, lächeln die meisten verlegen. «Eher nein», tönt es fast unisono. Aber Spass habe der Tag trotzdem gemacht.
Einblicke in eine fremde Welt Am Morgen betonierten und beschrifteten Sie eine Platte, die sie zu Hause in den Garten legen können. Am Nachmittag dann mauerten sie unter fachkundiger Leitung von Fernando Huber. Rahel Thoma sagt: «Es geht vor allem darum, dass sie Spass haben, ein Gespür für die Arbeit bekommen – nicht um Perfektion.» Gut zehn Jahre hat sie selbst gemauert, heute arbeitet Rahel Thoma als Bauführerin und Spartenleiterin Baudienst bei Butti. Sie führt rund 25 Leute.
Der Frauenanteil bei den Maurern liegt bei knapp 1 bis 2 Prozent. Das soll sich in Zukunft ändern. Die Freude, die es dafür braucht, war am Zukunftstag 2024 überall zu spüren. Das Engagement des Schweizerischen Baumeisterverbands und von Baukader Schweiz scheint sich also auch dieses Jahr auszuzahlen.
«Hauptziel dieses Tages ist es, dass die Mädchen in eine fremde Welt eintauchen, wir ihnen das Bauhauptgewerbe näherbringen und sie sich handwerklich betätigen können», fasst es Roland Stoll zusammen. Mehr als 20 Mädchen konnte der Geschäftsleiter des Baumeisterkurszentrums Effretikon am 14. November willkommen heissen.
Raupenbagger fahren und Modell-Kran lenken Insgesamt schnupperten schweizweit rund 100 Mädchen Bauluft. An zehn Standorten von Neuenburg bis Ziegelbrücke. Auch wenn sich nicht alle vorstellen können, künftig auf dem Bau zu arbeiten, Spass hatten sie alle. Beim Schalen, Betonieren und Mauren.
Das Angebot ging aber noch weiter. Bei Liebherr Baumaschinen in Rieden durften 10 Mädchen und 10 Jungs ihr Geschick auf schwerem Baugerät unter Beweis stellen. Am Morgen noch färbten sie Blechbüchsen in der Farbspritzkabine, am Nachmittag dann bewiesen sie ihr Geschick erst auf Radlager- und Raupenbagger, ehe sie ein grosses Kranmodell bedienen durften.
Strahlende Gesichter allenthalben. Die Leichtigkeit, mit der so grosse Maschinen zu bedienen sind, hat die Kinder überrascht. Weniger überraschend war es dagegen, dass sich nicht nur ein paar der Jungs, sondern auch einige Mädchen durchaus vorstellen können, künftig als Baumaschinenmechaniker, Baumaschinen- oder Kranführerin zu arbeiten. Der Zukunftstag, so das Fazit, war also einmal mehr ein voller Erfolg.
Wie wichtig es ist, das Bauhauptgewerbe auch Mädchen näher zu bringen, zeigt sich am Beispiel von Rahel Thoma exemplarisch. Zwar wollte sie als Mädchen einst Architektin werden, doch jetzt arbeitet sie auf dem Bau und möchte das auch gar nicht mehr ändern. Ihren ersten Berührungspunkt mit dem Bauhauptgewerbe hatte sie einst am Zukunftstag – so wie fast 100 Mädchen dieses Jahr.
Dies ist nur möglich, dank der Mitarbeit von zahlreichen Akteuren der Baubranche. Wir möchten uns an dieser Stelle beim Baumeister Kurszentrum Effretikon, dem Berner Baumeisterverband für die Möglichkeiten in den Ausbildungszentren in Burgdorf und Thun, der Butti Bauunternehmung AG, CPNE Bâtiment et Construction, Implenia, Liebherr Baumaschinen AG sowie den Maurerlehrhallen in Gossau und Ziegelbrücke für ihre Bemühungen ganz herzlich bedanken!