16. März 2020

Baustelle des Monats: Schulhaus Hofacker, Zürich

Zwei Wochen vor Fertigstellung des Rohbaus ist Polier Thomas Rüttimann sichtlich entspannt. Terminlich ist man gut drin, die komplizierten technischen Details sind alle geschafft und manche gedanklich schon fast abgehakt. Nun sind er und sein Team im Endspurt. «Wir betonieren grad noch die Sichtbetonfassade im Dachgeschoss», erklärt Rüttimann. Hier wird die Schalung einhäuptig an die gedämmten Stützen heranbetoniert. Rüttimann zeigt auf die bereits ausgeschalten Elemente: «Oben die grossen Schalungen mit diesen Knicken waren eine Herausforderung. Dazu hatten wir ein vorgegebenes Fugenbild, da mussten wir die Platten genau dran heran einpassen.» 17 Stützen müssen nach der Fassade noch betoniert werden. Danach wird die Baustelle deinstalliert.

Riesige Schalungselemente ...

Der Neubau auf dem Areal der Schulanlage Hofacker kommt zwischen zwei denkmalgeschützte Altbauten zu stehen und wird fast vollständig in Sichtbeton erstellt. 34 Meter breit und 48 Meter lang ist das Gebäude. Es beinhaltet eine Turnhalle, diverse Schulzimmer, eine Schulbibliothek und eine Schulküche. Die Turnhalle befindet sich komplett im Boden. Dreiseitig wird sie von oben durch einem schmalen Fensterband mit Tageslicht versorgt. Zum Betonieren der Wände wurden grosse, einhäuptige Schalungen verwendet. Dafür waren vorgefertigte Standardschalungselemente vor Ort auf das benötigte Mass zusammengesetzt worden. Mit 7,39 Meter Höhe und 40 bis 55 cm Dicke konnten sie anschliessend nur noch mit Kran entkoppelt und versetzt werden.

… und herausfordernde Fachwerkträger

«Die grösste Herausforderung war die Turnhallendecke», erzählt Rüttimann. Diese besteht aus verschiedenen Höhen, eine davon 15 Metern über Boden. Auf Spriesstürmen haben Rüttimann und sein Team zuerst einen Zwischenboden aus Gerüstbrettern eingezogen, darauf wiederum Spriesstürme gebaut und dort die Decke geschalt. Aus Sicherheitsgründen waren die Bauarbeiter angeseilt. Noch komplizierter wurde es bei den Fachwerkträgern, welche aus statischen Gründen für die Turnhallendecke eingesetzt werden mussten. Auf allen Seiten des Gebäudes wurden Sichtbetonunterzügen verbaut. «Wir mussten auf 7,50 Meter Unterzüge in die Luft hinaus betoniert, in welche wir die Fachwerkträger mit Schwert an die Armierung anschlossen.» Bei so komplexen Details hilft Thomas Rüttimann seine grosse Erfahrung. Bereits seit 2002 ist er Polier.

Schlaflose Nächte

Sechzehn Fachwerkträger mit Schwert hat der erfahrene Polier zusammen mit seinem Team an einem Ende in die Decke und am anderen in die geplanten Betonpfeiler einbetoniert. «Die verschiedenen Fachwerkträger sind 3,5 bis 4-5 Tonnen schwer. Wir mussten sie mit einer Hilfskonstruktion in die Luft hinaushängen, damit wir mit der Schalung darunter konnten. Jeder dieser Träger ist unten einbetoniert und oben in die Deckenschalung geführt. Dazwischen wurden die Armierungen geführt. Für den Eisenleger war es zudem eine Herausforderung diese zu armieren. Wir hatten sehr wenig Platz. Aus ästhetischen Gründen wollte der Architekt nicht mehr Beton verwenden.»

«Die grosse Schwierigkeit war es die nötige Genauigkeit hin zu kriegen. Und dann natürlich die Sicherheit. Hier habe ich ein paar Mal schlecht geschlafen. Wenn wir auf 7,5 Meter ein Spriessgerüst haben, auf welches Du etwas reinlegst, das 3,5 Tonnen wiegt und Hebelgewicht hat. Da kommen viele Risiken dazu auch in Sachen Arbeitssicherheit. Wir haben schliesslich auch Kranführer, die mit Material herumschwenken und dieses Konstrukt da steht in der Luft irgendwo draussen. Da schläft man nicht immer ruhig», erinnert sich Rüttimann. «Als dann alles durch war, ohne Unfall, und es mit der Sichtbetondecke dann wirklich gestimmt hat plus minus, da waren wir schon sehr froh», ergänzt er.

Ein Team, das zusammenhält

«Zum Glück habe ich Top-Leute, auf die ich mich komplett verlassen kann» ergänzt er dann. Viele Männer aus seiner Crew arbeiten schon jahrelang für ihn. Man kennt sich. Der Polier weiss genau wie er seine Männer am besten einsetzen kann, wer welche Talente hat und wer am besten zusammenarbeitet. «Lustigerweise sind es nicht immer dieselben, es hängt von der Arbeit ab», erklärt er. «Ich habe da zwei die sind super, wenn sie zusammen betonieren, aber wenn sie schalen müssen, dann funktioniert dieses Duo gar nicht» erzählt er. In seinem multikulturellen Team arbeiten zwei Schweizer, drei Italiener, ein Bosnier und ein Serbe. «Die Chemie im Team muss stimmen», weiss der erfahrene Polier. Führungskompetenz und Organisieren hat Rüttimann bereits im Militär gelernt. «Ich war Feldweibel», erklärt er. «Und konnte vieles von dem Gelernten ins zivile Leben übertragen. Es braucht klare Ansagen, damit es funktioniert.» Seit dem Frühling 2019 sind Rüttimann und seine Crew auf der Baustelle Hofacker. Zu Spitzenzeiten waren sie mit Eisenlegern ungefähr 30 Leute auf Platz. Jetzt da die Rohbau-Erstellung zu Ende geht sind es noch acht. Einige seiner Leute hat der Polier auf andere Baustellen abgegeben und freut sich bereits auf den nächsten spannenden Einsatz mit ihnen. Wo seine nächste Baustelle sein wird, weiss er derzeit noch nicht. «Aber der Chef wird schon schauen, wo er mich am besten einsetzen kann», da hat er Vertrauen. Bereits seit 2005 arbeitet er bei ANLINKER Hochbau. «Da gibt es immer etwas zu tun für mich», weiss er.

 

Text: Anita Bucher

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