17. September 2020

Baustelle des Monats September: Bau-Champions der Zukunft am Werk

Im aargauischen Rothrist wird aktuell ein Mehrfamilienhaus nur von Lehrlingen erbaut. Diese dürfen überall selbst Hand anlegen und können dabei wichtige Erfahrungen sammeln. Die Baufirma Hallwyler hofft damit Jugendliche vermehrt für eine Karriere auf dem Bau begeistern zu können.

Bau-Champions der Zukunft am Werk

«Bauen ist cool», so in etwa die Message, die gegen Aussen kommuniziert werden soll. Diese Baustelle in Rothrist wird nur von Lehrlingen betrieben. Der Neubau an der Alten Aarburgerstrasse 19 in Rothrist befindet sich in der Rohbauphase. Aktuell ist man am ersten Obergeschoss dran. Sieben Maurerlehrlinge sind hier permanent eingeteilt. Sie schalen, mauern, betonieren, lernen Anzeichnen und Richtschnüre zu spannen und dürfen überall selbst Hand anlegen. Lediglich Remo Nyffeler ist als Polier und Vorgesetzter auf Platz und hat ein Auge auf die Lehrlinge. Seine ruhige Art kommt beim Nachwuchs gut an: «Ich kann es gut mit den Jungen, ich habe wohl einfach gute Nerven», sagt Nyffeler.

Tipps vom erfahrenen Berufsmann

Nyffeler ist ein alter Hase. Seit bald 25 Jahren ist er bei der Firma Hallwyler in Rothrist angestellt. Dabei fokussiert er gerne auf Baustellen, die nicht allzu gross sind, wie diese. «Etwas mit 20 Nasen ist nicht mein Ding», erklärt er. Die Arbeit mit Jugendlichen aber schon. Geduldig zeigt er Dinge vor, gibt links und rechts Tipps. «Nimm doch den Hammer, um die Spriesse anzuziehen», und gibt praxiserprobtes Wissen gerne weiter. Die vier Jungen, die heute auf Platz sind, grinsen: Momol, der Remo sei ein guter Chef, mit dem man es auch mal lustig haben könne. Nyffeler verliert selten die Beherrschung, und wenn doch, dann wird er nur kurz laut: «Wenn es raus ist, bin ich wieder ruhig. Ich bin nicht nachtragend», sagt er.


Jeder Lehrling, der hier arbeitet ist in Lebensgrösse abgebildet.


Baugewerbe soll für Junge wieder attraktiver werden

Bauherrin auf dem Grundstück in Rothrist die Bauunternehmung Hallwyler AG selbst. Die reine Lehrlingsbaustelle ist denn auch eine Idee aus dem eigenen Haus. «Die Baubranche soll wieder attraktiver werden für junge Talente», so Nyffeler. Um dieses Ziel zu erreichen hat Hallwyler grosse Plakate an die Baustellenabschrankung montiert. «Hier bauen die Bau-Champions von morgen», steht da und jeder Lehrling, der hier eingesetzt wird, ist in Lebensgrösse mit Namen abgebildet. Damit ist dem Unternehmen eine mediale Präsenz bereits garantiert. Noch ist die Baustelle im Rohbau, die Lehrlinge der ausgesuchten Partner-Unternehmungen stehen jedoch auch bereits parat: Nebst Maurern werden es Gipser, Elektro-Installateur, Sanitär, Maler und Landschaftsgärtner sein.

«Mauern gefällt mir am besten»

An diesem Donnerstag, 13. August sind vier Maurer-Lehrlinge von Hallwyler selbst und der Partner-Unternehmung Gottlieb Müller vor Ort. Einer davon ist Nico Stadelmann, 17 Jahre alt, Maurerlehrling im 2. Lehrjahr: «Ich arbeite gerne draussen. Mein Vater sagte ich soll auf den Bau schnuppern gehen. Auch er war schon Maurer und arbeitet heute als Disponent. Mir hat es von Anfang an super gefallen hier auf dem Bau, besonders dass wir selbst mauern dürfen.» Auch Julio Cardoso, Baupraktiker im 1. Lehrjahr gefällt es sehr gut hier. Er hat vor Lehrbeginn bereits ein Jahr lang auf dem Bau gearbeitet und findet die Zusammenarbeit mit anderen, die auch noch nicht so viel Erfahrung haben super. Jamie Lacher, 2. Lehrjahr, 18 Jahre alt findet vor allem das Mauern grossartig: «Das macht mir am meisten Spass hier und auch, dass man so selbständig arbeiten kann.» Nach der Lehre, das weiss er bereits jetzt, möchte er noch ein Architekturstudium anhängen. Sein Kollege Solomon Hagos, der 33jährige Eritreer, steckt seine Ziele tiefer. Ihm, der noch nicht allzu lange in der Schweiz ist, geht es vor allem darum überhaupt mal einen Berufsabschluss zu haben.

Tatkräftige Lehrlinge

Was die Jungs aber alle verbindet ist ihre hohe Motivation. Alle packen motiviert mit an, keine Frage. Das bestätigt auch Nyffeler: «Gestern haben wir diese Wand und die hintere gemacht und betoniert. Heute ist das Treppenhaus dran.» Und das hat es in sich. Alle müssen mitanpacken damit die knapp bemessenen Elemente an den richtigen Ort kommen. Dennoch fehlen einige Millimeter und es wird mit Hämmern und Spriessen nachgeholfen denn: «Die Schalungswand muss da rein, also müssen wir halt ein bisschen murksen.» Und tatsächlich: Mit vereinten Kräften ist es eine halbe Stunde später geschafft. Das Schalungselement für die Sichtbetonwand im Treppenhaus steht. Remo Nyffeler kontrolliert nochmals nach, aber alles hat seine Richtigkeit. Nun geht es darum die Ecken zu schalen: Dasselbe Spiel beginnt mit einem zum Glück kleineren Element.

Die ganze Baustelle ist ein Lernfeld

Dass es hier ein bisschen langsamer von Statten geht wie mit ausgelernten Berufsleuten ist zum Glück ein Element das hier Platz haben darf: «Das Tempo ist deutlich tiefer. Die Lehrlinge schaffen beim Mauern so zwischen 7 und 10 Quadratmeter pro Tag. Ausgelernte machen so um die 20 Quadratmeter pro Tag», erzählt Polier Nyffeler. Und den Unterschied vom ersten zum dritten Lehrjahr spüre man deutlich. Aber dass die Jugendlichen hier selber mauern dürfen, findet er toll: «Man mauert heute ja gar nicht mehr so viel und wenn doch machen das sonst immer Akkordanten.»

Damit die ganzen Lernfelder Platz haben wurde der Lehrlingsbaustelle bewusst ein lockereres Terminprogramm gesetzt, wie das normalerweise der Fall wäre. Als es auf die Sommerferien zuging kam Polier Nyffeler dann aber doch etwas in Stress: «Fast alle Lehrlinge hatten gleichzeitig Ferien. Da musste ich dann doch noch kurzfristig einen Eisenleger zum Überbrücken kommen lassen.» Inzwischen ist er aber wieder zuversichtlich: «Wenn alles gut geht wird der Rohbau im November stehen.»

 

Weitere Informationen:
www.hallwyler.ch

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