29. April 2021

„Unser Ziel ist BIM 5D“

Stijepan Ljubicic, BIM Manager bei der STRABAG erklärt, wie es nach dem BIM-to-Field Projekt Wasserkraftwerk Flums nun weitergeht mit der BIM-Entwicklung innerhalb der STRABAG. 
 

Das 3D-Bauen ist seine Welt: Stijepan Ljubicic ist BIM-Manager bei der STRABAG 
 

Wenn man Ihren Bericht über die Baustelle in Flums hört, hat man das Gefühl es sei alles total rund gelaufen. Ist das wirklich so? 

Grundsätzlich ja. Aber wir hatten im Vorfeld mit den Unsicherheiten der Leute zu kämpfen. Die Einführung von BIM ist ein Change-Prozess, bei dem man die Leute mitnehmen muss. Die grösste Umstellung für den Polier war, dass er komplett ohne 2D-Plan arbeitete. Das sorgte erst mal für Ratlosigkeit, bis er merkte, dass er im Modell jederzeit selbst ein- und ausblenden kann, was er sehen möchte. Er kann sich sozusagen jederzeit den beliebigen Plan anzeigen lassen, und bestimmt dabei die Schnittstelle selbst. 

Braucht denn ein Vorarbeiter, Polier oder Bauführer heute Erfahrung mit BIM? 

BIM wird sicher die Zukunft sein. Bauführer, Poliere und Kalkulatoren dürfen die Augen nicht davor verschliessen. BIM ist ein Prozess, eine Arbeitsmethode, und jeder ist ein Teil von diesem Change-Prozess. Man braucht davor aber auch keine Angst zu haben. Es funktioniert nicht nur mit jungen Leuten. Unser Tiefbaupolier beim Pilotprojekt war 55-jährig, aufgeschlossen und interessiert. Er kam super klar damit. 

Wie geht es jetzt bei STRABAG weiter? Folgen jetzt ganz viele BIM-Projekte? 

Wir haben einige Folgeprojekte in der Pipeline. Die gemachten BIM-to-Field Erfahrungen sind dabei unser digitales Fundament. BIM wird in Zukunft immer mehr gefordert sein. Das nächste Projekt in Form der Kehrichtverwertungsanlage der KEBAG AG in Zuchwil steht bereits am Start. Aktuell machen wir zudem im Strassenbau einen Piloten, bei dem wir BIM 5D komplett durchziehen.  

Sie sprechen die Ebenen BIM 4D und 5D an. Worum geht es konkret?

Wir wollen unsere Termine und Kosten mit der BIM-Methode im Griff haben. 3D ist ja das Modell, auf dem ich geometrisch und visuell sehe, was gebaut werden soll. 4D ist eine Verknüpfung mit dem Bauprogramm, dazu kommt dann mit 5D die Frage nach dem Material und den Ressourcen. BIM-to-field bietet dafür eine optimale Grundlage. In Zukunft wollen wir auch die Kalkulation mit dem Modell verknüpfen. Derzeit habe ich so eine Ausschreibung auf dem Tisch. Wenn man in die Zukunft denkt, braucht es dafür aber noch einiges. 

Was muss sich in der Schnittstelle Planung/Ausschreibung dafür ändern? 

Die ganze Ausschreibungspraxis muss sich ändern. Aktuell ist das ein Thema bei CRB mit dem Normpositionen-Katalog NPK, der passt grundsätzlich nicht zusammen mit BIM, denn CRB ist leistungsorientiert und BIM ist bauteilorientiert. Das passt nicht zusammen, wenn man modellbasiert ausschreiben will, da die benötigen Mengen bereits im Vorfeld berechnet werden müssen. Das geht aber mit dem aktuellen Leistungsmodell SIA 112 nicht. Zukünftig wird es wohl eher Richtung TU-Modell gehen. Denn wie soll man den digitalen Zwilling ohne den Unternehmer erstellen können? Also bleibt nichts anderes übrig, als den Unternehmer bereits früher ins Boot zu holen.  

Welche Voraussetzungen braucht es für den Daten-Austausch der beteiligten Unternehmungen?

Das ist eine Thematik, die zurzeit noch nicht vollständig gelöst ist. Deswegen ist es wichtig, dass man mit offenen Datenformaten, also mit IFC-Daten arbeitet. Das ist nicht nur für alle heute am Bau Beteiligten wichtig, sondern auch für den Bauherrn. Schliesslich hat ein Bauwerk ja eine Lebenszeit von 80-100 Jahren und der Bauherr möchte vielleicht später mal Umbauten vornehmen lassen. 

Kurz zusammengefasst – warum ist BIM die Zukunft am Bau? 

Die Zukunft ist digital. Jeder 2D-Plan enthält fehlende Informationen. Wir bauen zwar nicht schneller, weil wir jetzt 3D haben. Aber komplexe Dinge vor Ort zu erklären geht mit dem 3D-Modell einfach besser. In Sachen Produktivität stagniert die Baubranche seit rund 20 Jahren und sie hat ein Nachwuchsproblem. Sie sehen, es ist höchste Zeit für eine Weiterentwicklung. Die digitale Transformation kann hier Abhilfe schaffen. Auch für den Polier und den Bauführer wird es viel interessanter, wenn sie mit dem Tablet arbeiten können.  

 

Interview: Anita Bucher 
Foto: STRABAG 

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