11. August 2025

Die Bauwirtschaft braucht starke Kader - und faire Regeln

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Wir bauen die Schweiz – aber wer so viel leistet, verdient auch faire Bedingungen. Hier findest du die Forderungen, die  wir in den diesjährigen Verhandlungen mit dem Schweizerischen Baumeisterverband stellen.

Die Baubranche ist so etwas wie das Rückgrat unseres Landes. Sie gibt Tausenden von Menschen Arbeit und prägt das Gesicht der Schweiz. Baumeister, Baukader und Bauarbeiter ziehen dabei an einem Strang. Als Baukader stehen wir Tag für Tag Schulter an Schulter mit den Unternehmern. Wir übernehmen Verantwortung, wir lösen Probleme, wir bringen Projekte voran. Uns eint ein klares Ziel: Wir wollen bauen, gestalten, liefern. Die Branche liegt uns am Herzen – und wir wollen, dass sie stark bleibt.

Wir teilen viele Ansichten des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV). Der Wohnungsbau muss dringend erleichtert werden. Die Planungs- und Bewilligungsverfahren dauern viel zu lange. Missbräuchliche Einsprachen blockieren wichtige Projekte. Hier braucht es Lösungen: Verfahren beschleunigen, Einsprachemöglichkeiten gezielt einschränken. Wir wollen bauen – Wohnungen für eine wachsende Bevölkerung, Strassen, Brücken und Tunnel für die Mobilität von morgen. Und das tun wir mit Herzblut, mit Leidenschaft, mit grossem Einsatz.

Wir stehen auch hinter dem SBV, wenn er die Dezentralität unserer Branche als Stärke betont. Der Bau ist überall präsent: im Tal, auf dem Berg, in der Stadt, auf dem Land. Diese Vielfalt und Nähe machen uns stark und krisenfest. Doch gerade diese Stärke bringt für die Kader grosse Belastungen. Unsere Poliere und Bauführer sind oft stundenlang unterwegs – in entlegene Täler, auf entfernte Gipfel. Reisezeit ist keine Freizeit. Sie muss endlich als Arbeitszeit anerkannt werden. Denn Freizeit ist wertvoll: für die Erholung, die Familie, die Gesundheit.

Auch wir halten die Sozialpartnerschaft hoch. Sie ist zentral für unsere Branche. Wir handeln mit Augenmass, wir setzen auf Vertrauen und Dialog. Wir haben kein Misstrauen gesät und keine unnötigen Konflikte geschürt. Deshalb erwarten wir, dass wir nicht in einen Topf geworfen werden mit Gewerkschaften, die andere Wege gehen. Pauschale Kritik schwächt die Grundlage unseres gemeinsamen Erfolgs. Wir sind offen für neue Wege, bereit für konstruktive Verhandlungen und überzeugt: Nur gemeinsam sichern wir die Zukunft der Branche.

Doch klar ist auch: Wer so viel gibt wie die Kader im Bauhauptgewerbe und im Holzbau, braucht faire Bedingungen. Der Erfolg auf dem Bau hängt nicht von Algorithmen ab, sondern von motivierten, gut ausgebildeten Fachkräften. Diese brauchen endlich verlässliche Rahmenbedingungen. Es braucht einen neuen Baukader-Vertrag – um klare Regeln zu schaffen, damit den Nachwuchs zu sichern und die Branche zu stabilisieren.

Das bedeutet konkret: Maximal 50 Stunden pro Woche – auch für Bauführerinnen und Bauführer. Vereinbarkeit von Beruf und Familie dürfen keine leeren Worte bleiben. Ich treffe mich regelmässig mit befreundeten Bauführern aus verschiedenen Bereichen des Baus. Etliche haben gesundheitliche Probleme. Andere haben, um dies zu verhindern, die Branche gewechselt.

Zu viele gesundheitlich angeschlagene oder geschiedene Kader sind ein Alarmsignal. Es braucht bezahlte Znünipausen, wie sie in anderen Branchen längst selbstverständlich sind. Und: Die unbezahlte Vorbereitungs- und Reisezeit der Poliere muss der Vergangenheit angehören.

Die Bauwirtschaft ist stark, weil ihre Menschen stark sind. Jetzt ist es an der Zeit, ihnen die Bedingungen zu geben, die sie verdienen. Wir freuen uns darauf, mit dem SBV konstruktive und zukunftsgerichtete Lösungen zu erarbeiten – für eine starke Branche, heute und morgen.

Marco Sonego, Geschäftsführer Baukader Schweiz

 

Link zur Baublatt-Kolumne: https://www.baublatt.ch/management/marco-sonego-die-bauwirtschaft-braucht-starke-kader-und-faire-regeln-37765