Marco Imbach über eine der anspruchsvollsten Sichtbeton-Treppen seiner Laufbahn
Name: Marco Imbach Alter: 33 Funktion: Polier Hochbau Arbeitgeber: Marti AG Solothurn Werdegang: Lehrabschluss als Maurer 2012, Vorarbeiterschule 2018 und Polierschule am Campus Sursee dieses Jahr. Die Lehre hat Marco bei «Beat Müller baut» in Lohn-Ammannsegg gemacht, danach hat er vor dem Militär kurz temporär bei der Strabag gearbeitet und danach bei Marti Solothurn angefangen. Er war immer im Hochbau tätig.
Marco, was war deine herausforderndste Baustelle?
Ein Atelierhaus in Solothurn, ein neues Bürogebäude für ein Architekturbüro direkt beim Westbahnhof, in der Nähe der Klinik Obach. Den Rohbau haben wir erst gerade im September abgeschlossen. Wir haben die Bodenplatte und den Treppenturm über drei Stockwerke gebaut, ringsum ist es ein Holzbau. Anspruchsvoll war, dass das ganze Treppenhaus in Sichtbeton 4.1 mit Schaltafelstruktur gebaut ist und die gewendelte Sichtbetontreppe das eigentliche Herzstück des Gebäudes ist.
Sichtbeton ist anspruchsvoll – gab es weitere Herausforderungen beim Bau der Treppe?
Oh ja, die Untersicht der Treppe. Dort hatten wir eine Abstufung von 2,7 Zentimetern, also von der Dicke Schalbretter. Weil es eine 180 Grad gewundene Treppe ist, die dann auf ein Podest geht und dann noch einmal mit einer 180-Grad-Drehung nach oben führt, mussten wir die Schalbretter zu ungleichseitigen Rechtecken zurechtschneiden. Innen waren die zwischen 1,7 und 3,6 Zentimeter breit, aussen zwischen 5 bis 14 Zentimeter.
Das tönt nach Millimeter-Arbeit.
Das war es. Weder ich noch sonst jemand in der Firma hatte so etwas schon einmal gemacht. Beim Schalen mussten wir einen halben Meter unterlegen und uns langsam hocharbeiten. Das hat Zeit gebraucht.
Wie lange habt ihr an der Treppe?
Pro Stockwerk ungefähr eine Woche, inklusive Armieren und Betonieren. Das war eine teure Treppe: viel Schalungsaufwand, viel Material, viel Manpower. Und beim Armieren mussten wir extrem aufpassen wegen der scharfen Kanten. Eine beschädigte Kante hätte den ganzen Schalungsaufwand zunichtegemacht.
Ihr hattet ja kein Vorwissen, wie habt ihr die passende Lösung gefunden?
Ich habe sehr eng mit dem Bauführer zusammengearbeitet. Er hat viel Erfahrung mit Sichtbeton, wir haben schon mehrere Baustellen gemeinsam gemacht. Zudem habe ich viel Zeit in die AVOR gesteckt: Pläne durchgehen, anpassen, vereinfachen, präzisieren.
Wart ihr auch im Austausch mit der Bauleitung, also den Architekten?
Wir waren fast täglich in Kontakt mit ihnen. Am Ende mussten wir jeden einzelnen Tritt millimetergenau anzeichnen, damit das Ganze aufgeht. Wir haben irgendwann einfach gestartet – Plan zur Seite gelegt – und Schritt für Schritt geschaut, wie es am besten funktioniert.
Wie gross war das Team vor Ort?
Zu dritt: ein Schaler, ein Kranführer und ich. Eine kleine, eingespielte Gruppe – anders wäre das kaum gegangen.
Wie reagierten die Bauherren?
Sie sind sehr zufrieden. Die Treppe ist das Herzstück des Gebäudes, sichtbar vom Erdgeschoss bis ganz oben. Man hat schon von der Treppe gesprochen, da war noch nicht einmal die Bodenplatte betoniert (lacht).
War die Arbeit mit Sichtbeton neu für dich?
Nein, wir hatten zum Beispiel einen Kindergarten in Dulliken, komplett in Sichtbeton. Das half sicher. Aber so eine Treppe wie hier – vor allem die Untersicht – hatte ich noch nie.
Was nimmst du aus der Baustelle mit?
Je verwinkelter ein Bauteil, desto genauer müssen die Pläne und das Anzeichnen sein. Und zwar von Anfang an. Sonst verschiebt sich der Fehler von Abstufung zu Abstufung weiter nach oben. Wir dachten anfangs, es gehe schon auf – aber am Ende musste jeder Millimeter stimmen. Holz ist eben nie so exakt wie Papier. Das war ziemlich herausfordernd.